Smartphone, Internet und Soziale Medien revolutionieren den Alltag
Die Sache ist offensichtlich: In den vergangenen zehn Jahren haben Technik und Digitalisierung unseren Alltag auf vielfältige Weise auf den Kopf gestellt und regelrecht revolutioniert. Die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren, hat sich dank Smartphones, Sozialen Medien und Messaging-Apps wie WhatsApp stark verändert. Wir können nun jederzeit und überall mit Freunden, Familie und Kollegen in Kontakt bleiben, und selbst einst so utopische Dinge wie die Videotelefonie sind für uns keine große Sache mehr. Das Internet hat zudem den Zugang zu Informationen zum Kinderspiel gemacht, zumindest solange man Nachrichten noch von Fake News zu unterscheiden weiß. Und spätestens im Corona-Lockdown haben auch ältere Menschen den Online-Handel für sich entdeckt: Wir können jetzt bequem von zu Hause aus Produkte bestellen und sie direkt vor die Haustür liefern lassen, und es gibt nichts mehr, was es nicht gibt. Spätestens übermorgen, oder so.
Ist also alles lässig und digital im Land? Eher nicht. Schon als die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften „Acatech“ 2018 ihren ersten „Technik Radar“ vorstellte, zeigte sich, dass die Deutschen der schönen neuen Welt in weiten Teilen recht kritisch entgegenschauen: Neuerungen wie Pflegeroboter oder autonom fahrende Autos stießen in der repräsentativen Befragung in weiten Teilen der Bevölkerung auf Ablehnung. Dabei ist gerade im personell klamm aufgestellten Gesundheitswesen die Idee, mit Robotern und Tele Medizin neue Wege zu gehen, nicht von der Hand zu weisen: Tele Medizin eröffnet neue Möglichkeiten der Fernbehandlung und Fernüberwachung von Patienten. Dies ist besonders vorteilhaft für Menschen mit Mobilitätsproblemen oder chronischen Erkrankungen. Sogenannte „Wearable-Geräte“ wie Fitness-Armbänder und intelligente Uhren ermöglichen es uns, unsere Gesundheitsdaten vom Blutdruck bis hin zur Zahl der täglich absolvierten Schritte zu überwachen und unseren Lebensstil zu verbessern – Wenn wir wollen zumindest. Und seriöse digitale Gesundheitsplattformen bieten Zugang zu medizinischen Informationen und Ressourcen.
Und: Moderne Technologie hat das Potenzial, besonders auch das Leben älterer Menschen im Alltag zu Hause erheblich zu erleichtern. Es gibt eine Vielzahl von Hilfen und Vorteilen, die durch den Einsatz von Technik geboten werden: Zunächst einmal können technologische Lösungen älteren Menschen helfen, ihre Unabhängigkeit und Sicherheit zu bewahren. Zum Beispiel können heute bereits „smarte“ Assistenzsysteme in Wohnungen installiert werden, die es ermöglichen, verschiedene Geräte und Funktionen per Sprachsteuerung zu kontrollieren. Dies erleichtert älteren Menschen die Bedienung von Haushaltsgeräten wie Lichtschaltern, Thermostaten oder Türschlössern ganz erheblich. Und natürlich können Sensoren und Alarmsysteme in der Wohnung installiert werden, um mögliche Gefahren wie Feuer, Wasseraustritte oder Stürze frühzeitig zu erkennen und Alarm zu schlagen.
Allerdings verändern wir Menschen uns auch immer ein wenig durch neue Technologien, wie der Medienexperte Florian Tremmel in einem Beitrag für das Magazin „Silver-Tipps“ betont hat: Einerseits muss man den Umgang mit den Neuheiten erst einmal lernen. Und dann steht da auch die Frage im Raum, wie sehr sich unsere zwischenmenschlichen Verhältnisse ändern in einer Welt, die immer technologischer wird. Und dann ist da auch noch die Gefahr der „digitalen Kluft“, da längst nicht alle älteren Menschen über ausreichende Kenntnisse oder den notwendigen Zugang zu modernen Technologie verfügen. Hier ist oftmals Hilfe nötig, und auch beim Thema Datenschutz im Umgang mit persönlichen Gesundheitsdaten sind viele Fragen zu beantworten und Sicherheitsstandards zu erfüllen.
Dennoch sind die Vorteile von Technik im Alltag natürlich vielfältig, und neue „Gadgets“ können ganz grundsätzlich gerade älteren Menschen helfen, länger selbstständig zu leben, ihre Lebensqualität zu verbessern und soziale Kontakte aufrechtzuerhalten. Experten sind sicher: Gerade bei der Versorgung älterer Menschen wird die Bedeutung von Robotern und Computern voraussichtlich zunehmen. Roboter könnten in der Zukunft Aufgaben wie Haushaltsreinigung, Unterstützung bei der Mobilität oder sogar eine Art von Gesellschaft für Einsame leisten. Und der Robbi könnte älteren Menschen sogar helfen, ihre Medikamente rechtzeitig einzunehmen.
Was dem entgegensteht? Vermutlich nicht zuletzt auch die gewisse „Technik Feindlichkeit“, die man den Deutschen immer wieder mal nachsagt: Einerseits hat Deutschland ja eine bekannt starke Ingenieurstradition. Automobilindustrie, Maschinenbau und Medizintechnik gelten nach wie vor als weltweit führend. Dennoch gilt als gesichert, dass es in Deutschland auch eine gewisse Skepsis gegenüber neuen Technologien geben kann. Sicherheitsbedenken werden oft gehört. Und es besteht auch eine gewisse Vorliebe für bewährte traditionelle Methoden und Produkte bei den Deutschen. Einmal VW, immer VW, könnte man sagen. Experten betonen aber auch immer wieder, dass man Deutschland nicht grundsätzlich als „technikfeindlich“ darstellen könne: Jüngere Generationen seien oft technologieaffiner und offener für neue Entwicklungen, während ältere Generationen möglicherweise mehr Zeit benötigen, um sich an neue Technologien anzupassen. Aber die Jungen werden ja auch blitzschnell älter… (RD)