Tausende Deutsche warten auf eine Organspende, aber es gibt nur wenige Spender
Mehr als 8.000 Menschen in Deutschland standen im vergangenen Jahr auf der Warteliste für eine Organspende, aber nur etwas mehr als 900 Organspendern wurden im gleichen Zeitraum ein oder mehrere Organe entnommen. Dazu kamen noch einmal rund 800 Lebendspenden von Nieren und Lebergewebe. Unterm Strich also viel zu wenig. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Köln hat daher die Kampagne „Organspende – Deine Entscheidung zählt!“ gestartet, um mehr Aufmerksamkeit für dieses lebensrettende Thema zu schaffen. Auf der Internet Seite www.organspende-info.de können sich Interessierte mit Infos versorgen.
Für den guten Zweck spenden die Deutschen ja in der Regel ganz gerne mal was. Wenn es aber ans Thema Organspende geht, sind sie sehr zurückhaltend: auf eine Million Menschen kommen bei uns gerade einmal 11 Organspender. In anderen europäischen Ländern wie Kroatien, Belgien oder Österreich sind es über 20. Nur die Luxemburger sind mit umgerechnet fünf Organspendern auf eine Million Einwohner noch geiziger als wir.
Dabei haben immerhin rund ein Drittel aller Männer und über 40 Prozent der Frauen in Deutschland Organspendeausweise. Weit mehr als ein Drittel der Bevölkerung hat sich aber noch nicht entschieden, ob sie Organspender sein will. Das mag auch damit zu tun haben, dass sich manche Mythen über das Thema hartnäckig halten in der Bevölkerung: zum Beispiel, dass man wegen Vorerkrankungen nicht spenden könne oder weil man zu alt zum Spenden sei, oder dass man eigentlich noch gar nicht tot sei, wenn der Hirntod festgestellt wird und dass sich die Ärzte nicht mehr richtig um einen Kranken kümmern, wenn sie wissen, dass er oder sie Organspender ist. Alles falsch, betonen die Experten der Bundeszentrale: So wird beispielsweise der Hirntod von zwei Ärzten unabhängig voneinander festgestellt. Und zwar erst nach umfangreicher Diagnostik. Und auch nur dann, wenn jemand tatsächlich unumkehrbare Schäden am Hirn hat, die das Denken, Fühlen und die selbständige Atmung zum Erlöschen gebracht haben.
Dass man ein Spenderorgan benötigt, kann übrigens jeden treffen: Promis wie der 70-jährige Rockstar Walter Trout aus den USA, der vor bald zehn Jahren eine Spenderleber eingesetzt bekam und mittlerweile längst wieder auf den Bühnen der Welt steht und rockt, was das Zeug hält. Oder Leute von nebenan, wie Hubert Knicker, der nach einem Mückenstich im Alter von 37 Jahren eine Herzmuskelentzündung bekam, lange Jahre auf ein Kunstherz angewiesen war und nun mit einem Spenderherz lebt, das ihn seit bald zehn Jahren auch dazu befähigt, in Schulklassen seine Lebensgeschichte zu erzählen und schon junge Menschen dazu zu bringen, sich mit dem Thema Organspende auseinanderzusetzen und eine Entscheidung für (oder auch gegen) eine Spende zu treffen. Denn genau das ist es, was zählt: Dass wir uns entscheiden! (RD)