Wer schläft…

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Wir Menschen verbringen etwa ein Drittel unserer Zeit im Schlaf

Jeder von uns kennt das: Man kann nicht einschlafen, nicht durchschlafen, nicht lang genug schlafen oder in fremden Betten einfach nicht gut einschlafen. Das gehört zum Leben dazu und ist in der Regel keine große Sache. Aber: Wenn Schlafprobleme Dauerprobleme werden, dann können schwere körperliche und seelische Erkrankungen die Folge sein. Ganz abgesehen von der nervtötenden Müdigkeit am Tag.

In der Regel ist es aber eher so, dass wir uns übers Schlafen nur wenige Gedanken machen: Schlaf gehört einfach dazu. Er ist lebenswichtig und „die köstlichste Erfindung“, so der Dichter Heinrich Heine. Wenn man Menschen am Schlafen hindert, gilt dies als Folter und kann tödliche Folgen haben. Tiere schlafen in der Regel übrigens auch. Manche Mäuse sogar 20 Stunden am Tag. Andere können ihre Hirnhälften abwechselnd ins Bett schicken. Zum Beispiel weil sie Vögel sind und in der Luft nicht einfach schlafend weiterfliegen können.

Wissenschaftler haben erforscht, was im Schlaf mit uns passiert: Wann wir träumen, was im Hirn los ist, wenn wir schlafen und so weiter. Alles weiß man aber noch lange nicht, denn der Schlaf ist eine komplexe Sache: Es gibt verschiedene Schlafphasen, in denen im Körper unterschiedliche Dinge passieren. Man weiß zum Beispiel, dass Schlafwandeln mit dem Tiefschlaf zusammenhängt. Und dass im sogenannten REM-Schlaf mehr Stresshormone ausgeschüttet werden und dass das etwas mit der Entwicklung des Gehirns zu tun haben dürfte. Schlaf dient natürlich der Erholung, man merkt das, wenn man mal zu kurz geschlafen hat und sich matschig fühlt. Und der Schlaf ist wohl auch so eine Art Zustand, in welchem Ordnung geschaffen wird im Kopf. Wie bei einem Computer, dessen Festplatte man vom Datenmüll befreit. Sechs bis sieben Stunden Schlaf gelten für die meisten von uns übrigens als ideal.

Nicht so ideal ist es hingegen, wenn der Schlaf gestört wird. Das kann viele Gründe haben, und am sichersten kann man diese im Schlaflabor erkunden. Das ist eine etwas ungewöhnliche Angelegenheit, denn man verbringt dort die Nacht komplett verdrahtet und unter Beobachtung, um zum Beispiel gefährlichen Atemaussetzern im Schlaf (Schlafapnoe) auf die Spur zu kommen. Diese Aussetzer haben zum Beispiel übergewichtige Menschen häufiger. Und sie können schwere Folgen wie Schlaganfälle begünstigen.

Es gibt aber auch zig andere Schlafstörungen mit unangenehmen Folgen: Zähneknirschen (Bruxismus) schleift die Zähne ab, das „Restless Legs Syndrom“ sorgt für einen unangenehmen Bewegungsdrang im Schlaf und einige Störungen mehr. Und mindestens genauso viele Tipps für einen besseren Schlaf gibt es ebenfalls. Ganz klar ist: Die Elektrogeräte sollen raus aus dem Bett. Und frische Luft soll rein ins Schlafzimmer, das übrigens auch kein erweitertes Büro oder Heimkino sein sollte.

Entspannungstechniken können helfen. Manche davon, allen voran die „Progressive Muskelentspannung“, sind total einfach zu erlernen und sehr effektiv. Andere Menschen schwören auf persönliche Einschlafrituale, zum Beispiel leise, meditative Musik oder eine kleine Runde ums Haus vor der Bettzeit, um den Kopf frei zu bekommen von den Sorgen des Alltags. „Schlafhygiene“ nennen Forscher solche Tricks, zu denen übrigens auch ein abgedunkeltes Schlafzimmer, Ohrenstöpsel gegen den Lärm von draußen oder der Verzicht auf den kleinen Mittagsschlaf gehören können. Ach ja, Nikotin ist übrigens auch ein Schlaf-Killer, weil es stark anregend wirkt. Wer mit dem Rauchen aufhört, kann sich also auch beim Thema Schlaf einen Gefallen tun!

In manchen Fällen kann der Arzt auch Medikamente für den Schlaf verschreiben, doch sind hier immer die Gefahren der Abhängigkeit von solchen Pillen mit ins Bild zu nehmen: man darf sie nur über begrenzte Zeiträume nehmen. Und man sollte sie dann auch wieder unter ärztlicher Aufsicht schrittweise „ausschleichen“ aus dem Körper.

Ein „Schlummertrunk“ mit ordentlich Promille ist hingegen einem gesunden Schlaf hinderlich. Wer abends lange arbeitet oder Schichtarbeit verrichtet, leidet auch eher an Schlafproblemen. Manches davon kann man durch eine veränderte Lebensweise in den Griff bekommen. Aber eben nicht alles. Vor allem sollte man Schlafprobleme lieber einmal mehr als nötig mit einem Arzt besprechen, um ihnen auf den Grund zu gehen, wenn man einen Monat am Stück und mehr als dreimal in der Woche schlecht schläft.

Schlafprobleme können übrigens schon Kinder und Jugendliche heimsuchen. Schulstress kann hier ein Grund sein. Aber auch andere Sorgen, die man zum Beispiel mit einer kognitiven Verhaltenstherapie angehen kann, wenn die Probleme zum Dauerzustand werden: Es gibt Menschen, die so sehr davon überzeugt sind, jede Nacht schlecht zu schlafen, dass daraus irgendwann sogar eine Tatsache wird. Solche Denkmuster kann man „verlernen“, wenn man nicht am Ende zu den rund 6 Prozent unserer Bevölkerung gehören will, die wirklich eine dauerhafte Schlafstörung haben.

Ralf Deckert

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